Haushaltsbuch führen: Was ich in 2 Jahren gelernt habe (Erfahrungsbericht)

Hier ist mein Erfahrungsbericht nach 2 Jahren mit einem Haushaltsbuch.

Im Juli 2019 habe ich angefangen, alle meine Ausgaben und Einnahmen in einer Excel-Tabelle aufzulisten. Jetzt, im August 2021, will ich Bilanz ziehen.

Bevor wir zu den Lektionen kommen, will ich dir zunächst zwei Gründe nennen, warum ich finde, dass absolut jeder Mensch in seinem Leben für mindestens drei, besser aber für sechs Monate ein Haushaltsbuch führen sollte."

Erstens: Die Finanzen im Blick behalten

Die einfachste finanzielle Lehre lautet: Wenn du 10 € hast, dann gib nicht 11 € aus. Doch woher sollst du wissen, wie viel du ausgibst, wenn du keinen Überblick über deine Einnahmen und Ausgaben hast? Genau hier setzt das Haushaltsbuch an. Es gibt dir ein Gefühl dafür, wohin dein Geld Monat für Monat fließt und an welchen Stellschrauben du drehen kannst, um deine Ausgaben zu optimieren.

Zweitens: Weniger Geld ausgeben

Kannst du dich noch daran erinnern, was du gestern zu Mittag gegessen hast? Bestimmt. Wie sieht es mit letzter Woche aus? Wird schon schwieriger. Und wie ist es mit letztem Monat? Vermutlich hast du keinen Plan mehr. Genauso verhält es sich mit dem Geldausgeben. Geht man rein nach dem Gefühl, ist es schon eine Ewigkeit her, dass man sich das letzte Mal Klamotten gekauft hat. Würde man jedoch einen Blick auf den Kontoauszug werfen, würde man feststellen, dass nicht einmal 30 Tage seit dem letzten Shopping-Trip vergangen sind. Wer seine Finanzen im Blick hat, der geht meiner Meinung nach sorgsamer mit seinem Geld um. Dies führt unwillkürlich dazu, dass man weniger Impulskäufe tätigt. Ein Haushaltsbuch zu führen kann dir also dabei helfen, bares Geld zu sparen. Diese Ersparnisse wiederum kannst du geschickt anlegen.

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Zwei Jahre Haushaltsbuch führen: Meine 5 Lektionen

Lektion 1: Kleinbeträge nicht unterschätzen

Bestimmt kennst du diese Situation: Du bist unterwegs und willst einen Minibetrag in bar bezahlen. Da schaust du in deinen Geldbeutel und stellst fest, die 50 €, die du vor ein paar Tagen abgehoben hast, sind schon wieder weg! Du kannst dich nicht wirklich erinnern, wo das ganze Geld hin ist. Schließlich hast du diese Woche keine großen Einkäufe gemacht. Genau das ist die Krux an der Geschichte: Hier mal eben 2 € fürs Parken, dort mal 3,40 € für ein Brot beim Bäcker. Solche kleinen Beträge fallen für sich betrachtet nicht weiter ins Gewicht. Man macht sich keine Gedanken darüber, wohin das Geld fließt. Über einen Zeitraum von einem Monat gesehen summieren sich die Ausgaben aber zu beträchtlichen Summen auf. Das Haushaltsbuch hat mir in dieser Hinsicht definitiv die Augen geöffnet. Aus diesem Grund bezahle ich jetzt wann immer es geht mit der EC-Karte. So weiß ich genau, wie viel ich für was ausgegeben habe.

Lektion 2: Alle Abflüsse berücksichtigen

Die Miete geht vom Girokonto ab, die Gebühr für das Netflix-Abo wird über die Kreditkarte abgerechnet und online kaufst du über PayPal ein. Vor lauter Zahlungsmethoden verliert man manchmal die Übersicht darüber, was wann und wo abgebucht wird. Deswegen solltest du alle deine Konten im Überblick behalten und die Kosten immer dann ins Haushaltsbuch eintragen, wenn sie anfallen. Ansonsten hast du in manchen Monaten zu wenige und in anderen zu viele Ausgaben. Meine Strategie lautet daher, planbare Ausgaben immer schon vorzutragen. Das sind zum Beispiel ETF-Sparpläne, wiederkehrende Investments in Kryptowährungen, Abonnements oder auch die Miete.

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Lektion 3: Lernen, nicht nur tun

Es ist schön und gut, sich seine Ausgaben zu notieren. Allerdings sollte die Führung des Haushaltsbuches nicht zur reinen Fleißarbeit werden. Ein notwendiges Übel sozusagen, das im Alltag keine Relevanz hat. Du solltest dir daher am Ende jeden Monats Zeit nehmen und einen Blick auf deine Übersicht werfen. So kannst du Rückschlüsse aus deinem Konsumverhalten ziehen: Wo hast du besonders viel Geld ausgegeben? Hättest du die Beträge sinnvoller investieren können? Gibt es unnötige, wiederkehrende Kosten, die du kappen kannst? Solche Analysen helfen dir dabei, aus deinem Haushaltsbuch wichtige Lehren zu ziehen.

Lektion 4: Erst händisch, dann automatisiert

Es gibt mittlerweile etliche Apps, die das klassische Haushaltsbuch ersetzen und in der Anwendung deutlich bequemer sind. Schließlich muss man nicht jede Ausgabe händisch eintragen. Und die meisten Banken bieten mittlerweile eine Ausgabenanalyse im Online-Banking an. Auch ich verwende nach zwei Jahren Handarbeit nun eine automatisierte Lösung, um meine Ausgaben zu tracken. Aber ich würde jedem empfehlen, zunächst mit der händischen Variante zu beginnen. Denn zum einen kannst du hier wirklich sehr detailgetreu arbeiten und jede noch so kleine Ausgabe punktgenau zuordnen. Zum anderen bekommst du so ein besseres Gefühl für dein Geld. Durch die intensive Auseinandersetzung mit deinen Finanzen wirst du viel lernen. Führe also zunächst drei bis sechs Monate eine Excel-Tabelle, bevor du auf eine automatisierte Ausgabenanalyse umsteigst.

Lektion 5: Haushaltsbauch kein Allheilmittel

Zu guter Letzt die wichtigste Lektion aus meiner zweijährigen Erfahrung: Ein Haushaltsbuch kann dir dabei helfen, deine Ausgaben zu optimieren und Geld zu sparen. Es ist aber kein Allheilmittel für einen sorglosen Umgang mit Geld. Denn wir Menschen sind sehr gut darin, auch Fehlkäufe im Nachhinein als sinnvolle Investitionen zu rechtfertigen. Das Haushaltsbuch wird ein solches Verhalten nicht ins Gegenteil verkehren. Das geht nur, indem man an sich selbst arbeitet und seine finanziellen Entscheidungen konsequent hinterfragt.

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