Schiebetüren bereichern den Wohnraum

Schieben statt drücken.

Ein Hausbau dauert in den meisten Fällen mehrere Monate, wenn nicht sogar Jahre. Sobald das Grundstück erst einmal gekauft ist, geht es schon los mit den Planungsarbeiten. Zunächst einmal stellt sich die Frage nach dem Baustil: Soll es ein Bungalow oder ein mehrstöckiges Gebäude sein? Auch die Frage, ob das Objekt unterkellert sein soll, spielt beim Budget und bei der Architektur eine Rolle.

Weiß man erst einmal wie viele Zimmer man benötigt und wie die Raumaufteilung gestaltet sein soll stellt sich oft bereits die Frage nach den perfekten Innentüren. Doch auch in bestehenden Objekten, die saniert werden, lohnt sich ein Austausch der Türen. Gerade in Räumen, wo das Platzangebot beschränkt ist, bieten sich Schiebetüren an.

Türen werden in der Regel als selbstverständlich hingenommen. Was viele nicht bedenken ist, dass die Türe nicht nur Mittel zum Zweck, sondern auch ein optischer Hingucker sind.

Schiebetüren in unterschiedlichen Kulturen

Wohin mit der Türe? Diese Frage stellt sich häufig, wenn es um traditionelle Modelle geht. Immerhin öffnet sie sich durch eine Drehbewegung und man muss einen gewissen Schwenkbereich hinnehmen. Wo ohnehin wenig Platz zur Verfügung steht, sind Schwenktüren störend. Unter Umständen können Möbel nicht nach Wunsch aufgestellt werden, weil immer auf den Öffnungsbereich der Türe Rücksicht genommen werden muss.

Schiebetüren kommen in Mitteleuropa nach wie vor relativ selten vor. Dass es sie jedoch bereits vor Jahrtausenden gegeben hat, beweisen Funde aus der berühmten antiken Stadt Pompeji, die im Jahr 79 n. Chr. nach einem Ausbruch des Vulkans Vesuv vollständig verschüttet wurde. Die Lava diente über viele Jahrtausende als ausgezeichnetes Konservierungsmittel, sodass bei der Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert Häuser, Thermen, Gemälde und eben auch Türen in ausgezeichnetem Zustand vorgefunden wurden.

Während es in Europa relativ wenige Schiebetüren gibt, sind sie aus der Architektur Japans kaum wegzudenken. Die als Fusuma bezeichneten Schiebetüren trennten ursprünglich im Kaiserpalast Schlafplätze. In der alten japanischen Bautradition waren Türen traditionell nur rund 170 cm hoch. Das war auch völlig ausreichend, wenn man die durchschnittliche Körpergröße der Japaner in Betracht zieht: Sie lag im Jahr 1840 gerade einmal bei 157,8 cm, 1910 waren die Japaner mit durchschnittlich 160 cm immer noch kleiner als der Rest der Weltbevölkerung. Vermutlich durch eine Verbesserung der Ernährungssituation werden Menschen auf der Insel in Fernost mittlerweile über 170 cm groß.

Das ist mit ein Grund, warum Schiebetüren heute mit einer Höhe von 190 cm gefertigt werden. Traditionell werden Fusuma Schiebetüren in Japan an Holzleisten an der Decke und am Boden montiert. Darin gleiten die Türen in mit Bienenwachs behandelten Schienen. Da japanische Schiebtüren aus einem mit Pappe bespannten Holzrahmen bestehen, ist der Schallschutz relativ schlecht. Charakteristisch für fernöstliche Schiebetüren ist die beeindruckende Bemalung, die in der Muromachi Zeit ab dem 15. Jahrhundert populär wurde. Hier einige Merkmale der typischen Malerei:

  • Vorwiegend wurden die Farben grün, weiß, dunkelrot und ultramarin verwendet
  • Die Farben wurden auf eine Grundierung aus Blattgold aufgetragen, die Konturen wurden mit schwarzer Tusche gemalt
  • Als Erfinder dieser ganz speziellen Maltechnik geht Kano Eitoku in die Geschichte ein
  • Beispiele für diese Methode findet man unter anderem im Nishi Hongan-Ji in Kyoto und der Burg Nijo

Schiebetüren: Ein Gewinn für jeden Wohnraum

Während Schiebetüren in Japan zum Kulturkreis dazugehören, sind sie in Europa eher ein Mittel zum Zweck. Sie werden überall dort eingesetzt, wo jeder Quadratmeter ausgenutzt werden muss. Doch Schiebetüren sind nicht nur platzsparend, sie können noch dazu in fast jedem Raum eingesetzt werden. Es gibt sie in vielen verschiedenen Ausführungen und Materialien.

Modelle mit Glaselementen vergrößern kleine Räume optisch. Außerdem wirken Schiebetüren auch in geöffnetem Zustand unaufdringlich: Bei Drehtüren ist der offene Schlag eher störend. Schiebetüren sind ideal, wenn es um die barrierefreie Ausstattung des Eigenheims geht: Sie können einfach verschoben werden und es ist keine Schwelle notwendig, um das perfekte Schließen zu ermöglichen. Daher sind sie erste Wahl für die Gestaltung von barrierefreien Wohnräumen.

Da sich Schiebetüren auch an breiten Mauerauslässen anbringen lassen, sind sie perfekt für gehbehinderte Personen geeignet. Die Navigation mit dem Rollator oder dem Rollstuhl fällt deutlich leichter. Doch auch einen technischen Vorteil bieten Schiebetüren: Bei einer traditionellen Türe hängt das gesamte Gewicht auf einer Seite, bei Schiebetüren hingegen erfolgt ein Ausgleich. Darüber hinaus schlägt eine Schiebetüre auch beim Lüften nicht zu. So kann man getrost Stoßlüften und somit für einen idealen Luftaustausch in den eigenen vier Wänden sorgen.

Fazit

Schiebetüren begleiten schon seit vielen Jahrtausenden den Wohnbau: Ausgrabungen aus dem antiken Italien belegen, dass sie bereits vor rund 2.000 Jahren verwendet wurden. Auf eine lange Tradition gehen Schiebetüren in Fernost zurück: Sie sind aus der japanischen Architektur nicht mehr wegzudenken. Sie werden unter anderem als kunstvoll bemalte Raumteiler verwendet. Doch auch in Mitteleuropa sind Schiebetüren immer mehr im Kommen. Immerhin ist in städtischen Bereichen Wohnraum teuer und es kommt darauf an, jeden Quadratmeter perfekt auszunutzen. Mit einer Schiebetüre gelingt das perfekt, weil man auf keinen Türschlag Rücksicht nehmen muss.

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